Erkrankungen der Schilddrüse

Die Schilddrüse ist ein schmetterlingsförmiges Organ, das nur wenige Zentimeter groß ist und ihren Sitz am vorderen Hals unterhalb des Kehlkopfs hat. Sie produziert und speichert in ihren Zellen und in ihrem Gewebe die Hormone T3 Trijodthyronin, T4 Thyroxin und Calcitonin für den Kalziumstoffwechsel. Für die Herstellung dieser Hormone braucht sie Jod. Die Hormone T3 und T4 werden durch Regelkreise und negative Rückkoppelmechanismen gesteuert. Eine wesentliche Steuergröße ist dabei das Hormon TSH, Thyreodea stimulierendes Hormon, das von der Hypophyse, einer Struktur im Gehirn, an das Blut abgegeben wird, umso die hormonelle Produktion anzukurbeln. Sind genügend Schilddrüsenhormone im Blut vorhanden, so erhält die Steuerzentrale der Hypophyse Kenntnis und drosselt die TSH Produktion um eine Überfunktion zu verhindern

Die Hormone der Schilddrüse regeln die Aktivitäten fast aller Zellen und steuern die Empfindlichkeit des Körpers gegenüber anderen Hormonen wie Östrogen und Cortisol. Sie sind wesentlich am Energiehaushalt und fast allen Stoffwechselprozessen beteiligt wie Erhaltung der Temperatur, Funktion der Darmtätigkeit, Blutzuckerspiegel, Regulierung des Körpergewichts, Schweißbildung, Hitze-und Kälteempfinden u.v.m. Eine gesunde Schilddrüse produziert Schilddrüsenhormone in ausgewogenen Mengen, die labortechnisch messbar sind.

Schilddrüsenunterfunktion oder Hypothyreose

Bei einer Schilddrüsenunterfunktion mangelt es dem Körper an Schilddrüsenhormone und damit ist der TSH Spiegel in der Regel erhöht, damit die übergeordnete Hypophyse als „Manager“ über das Stimulans Hormon TSH die Produktion und Freisetzung der Schilddrüsenhormone ankurbelt.

Die Erkrankung ist abhängig von der Jodversorgung, da die Schilddrüse nur unter Anwesenheit von Jod ihre adäquaten Hormone bilden kann. In der Medizin wird zwischen einer latenten also einer Vorstufe der Unterfunktion mit leicht erhöhten TSH Werten und einer therapiebedürftigen Form der  Hypothyreose mit stark erhöhten TSH Werten unterschieden. Die Fehlfunktion der Schilddrüse kann sowohl angeboren sein als auch erst im Laufe eines Lebens klinisch manifest werden.

Symptome einer Schilddrüsenunterfunktion

  • Depressionen
  • Gewichtszunahme
  • Gedächtnisstörungen
  • Heiserkeit
  • Kälteintoleranz
  • Müdigkeit
  • Muskelkrämpfe
  • Muskuläre Schwäche
  • Obstipation (Verstopfung)
  • Schwellungen der Augen
  • Trockene Haut

Schilddrüsenüberfunktion oder Hyperthyreose

Bei der Schilddrüsenüberfunktion kommt es zur Erhöhten Ausschüttung der Schilddrüsenhormone T3 und T4, wodurch die Energiebilanz des gesamten Stoffwechsels gesteigert wird und der Grundumsatz erhöht. In 60-80% der Fälle ist eine Autoimmunerkrankung der Schilddrüse, Morbus Basedow, für die Überfunktion verantwortlich.

Symptome einer Schilddrüsenüberfunktion

  • Bluthochdruck, beengendes Gefühl in der Herzgegend
  • erhöhte Körpertemperatur, Überempfindlichkeit gegen Wärme, Schwitzen
  • Gewichtsverlust trotz starken Hungergefühls
  • Muskelkrämpfe und Zittern
  • Durchfall
  • Feuchtwarme, samtartige Haut
  • Psychische Anzeichen: Nervosität, Aggressivität, Stimmungsschwankungen, Schlafstörungen
  • Herz-Kreislauf-Störungen: vorübergehend oder ständig erhöhter Puls, Herzrhythmusstörungen, brüchige Fingernägel und Haare, Haarausfall
  • Knochenveränderungen im Sinne einer Osteoporose, allerdings nur bei lang bestehender, unbehandelter Schilddrüsenüberfunktion
  • Zyklusstörungen
  • Funktionsstörungen anderer Drüsen, im Sinne weiterer Autoimmunerkrankungen
  • Bei vorliegender Zuckerkrankheit erhöhter Insulinbedarf

Autoimmunerkrankungen der Schilddrüse

Beginnt der Körper seine Organe und Zellen anzugreifen und in ihrer Funktion zu behindern oder zu zerstören, dann spricht man von einer autoaggressiven Autoimmunerkrankung. Dazu zählen auf die Schilddrüse bezogen M. Hashimoto und M. Basedow.

Bei der Hashimoto-Thyreoditis, also der autoimmunen Entzündung der Schilddrüse, liegt eine krankhafte Unterfunktion der Schilddrüse vor, die meist zu Beginn auch von Überfunktionssymptomen bestimmt wird.

Bei der Hashimoto-Thyreoiditis kommt es als Autoimmunreaktion zu einer Infiltration mit Lymphozyten und einer Rückbildung der Bläschen, in deren Inneren die Hormone in inaktiver Form gespeichert werden, die zu einer Fibrosierung, einer bindewebigen Umwandlung der Schilddrüse führen kann. Es können dabei Antikörper gegen die Thyreoperoxidase TPO-Antikörper, TPO-Ak und gegen Thyreoglobulin TG-Antikörper nachgewiesen werden.

Häufig geht diese Erkrankung mit dem Verlust des Organs einher, das durch die autoimmunen Reaktionen völlig zerstört wird, so dass die Hormone T4 und/oder T3 lebenslang substituiert werden müssen. Basedow ist ebenfalls eine Autoimmunerkrankung der Schilddrüse, bei der die Produktion von Autoantikörper, die mit einer permanenten Stimulation des TSH einhergeht eine erhöhte Synthese von Schilddrüsenhormonen auslöst. Dieser spezielle Antikörper TRAK lässt sich im Blut nachweisen.

Schilddrüse und Hormone

Schilddrüse und Geschlechtshormone

Zwischen Schilddrüsenregulationsstörungen und Dysbalancen von Geschlechtshormonen besteht ein enger Zusammenhang. So sollten bei der Behandlung beider Hormonsysteme diese nicht unabhängig voneinander betrachtet werden, sondern stets in Korrelation zueinander. Oft führen erhöhte Östradiol oder erniedrigte Progesteron Werte zu Dysbalancen der Schilddrüse. Sind diese Zusammenhänge im Fokus kann nachhaltig und optimal therapiert werden. Gerade bei Wechseljahrbeschwerden, aber auch bei Kinderwunsch, spielen Schilddrüsenstörungen oft eine elementare Rolle. Diese Interaktionen dürfen nicht unberücksichtigt bleiben, um eine optimale Therapieoption zu erzielen.

Schilddrüse und Nebennierenhormone

Gerade das Stresshormon Cortisol kommuniziert auf komplexe Weise mit den Schilddrüsenhormonen und interagiert auf vielen Ebenen. Gerät die Nebenniere in eine Insuffizienz so werden diese Defizite häufig durch die Erhöhung der Schilddrüsenhormone kompensiert.

Therapieoptionen

Die naturheilkundliche Behandlung der Abweichungen der Schilddrüsenfunktion von der Norm ist immer multifaktoriell. Wir empfehlen, zunächst einmal einen kritischen Blick auf die Ernährung zu werfen, vor allem auf die Versorgung mit Spurenelementen, dann denken wir an eine medikamentöse Therapie, auch und vor allem auf die Regulation und Einstellung des Hormonhaushalts.

Auch eine gezielte Veränderung der Lebensweise, sowie die Ergänzung mit Mikronährstoffen, um eine optimale Funktionsfähigkeit herzustellen, können das Schilddrüsengleichgewicht optimieren. Dabei spielt vor allem da Spurenelement Zink, das als Ko-Faktor maßgeblich an der Umwandlung des inaktiven T4 in die aktive Form T3 beteiligt ist, eine zentrale Rolle.

Ebenso wichtig ist die ausreichende Versorgung mit Selen, die die Schilddrüse als Enzym vor freien schädigenden Radikalen schützen kann. Eine ausreichende Versorgung mit Eisen ist für die Bildung der Schilddrüsenhormone ebenfalls notwendig. Nicht zuletzt spielt die Ernährung eine zentrale Rolle, denn viele Nahrungsmittel oder Nahrungsergänzungen sind angereichert mit Jod, das sich positiv oder negativ auf ihren Schilddrüsenhaushalt auswirken kann.

Viele Patienten profitieren häufig von einer Umstellung der Nahrung, die bestimmte Nahrungsmittel eliminiert, da sie anscheinend zu Irritationen im Hormonhaushalt führen können. Dabei spielt vor allem die Anwesenheit von Gluten eine gewisse Rolle, dessen Verzicht sich oft positiv auf die Schilddrüse auswirkt.

Gemeinsam mit Ihnen erarbeiten wir ein gesamttherapeutisches Konzept, das möglichst alle hormonellen Interaktionen berücksichtigt und individuell und gezielt reguliert.